Die regionalen Turner als Teil des Spektakels

Von Bernhard Camenisch (Die Südostschweiz, 08.06.2013, Seite 15)

 

In wenigen Tagen beginnt der grösste Breitensportanlass der Schweiz. Ans zehntägige Eidgenössische Turnfest nach Biel reisen auch über 550 Teilnehmer aus der Region See und Gaster.

Die letzte Phase der über 2000 Tage dauernden Vorbereitung ist angebrochen. Ab Donnerstag muss al­les für den grössten Schweizer Breitensport Anlass, der letztmals 2007 in Frauenfeld zur Austragung gekom­men war, bereitstehen. In diesem Jahr geniesst Biel die Ehre als Gastgeber Stadt des Eidgenössischen Turnfests. Zwischen dem 13. und 23. Juni be­streiten rund um das Bieler Seebe­cken 60 000 Turnerinnen und Turner ihre Wettkämpfe. Die Organisatoren rechnen mit dem Besuch von 100 000 Zuschauern.

Grösster Zeltplatz der Schweiz

Letzte Arbeiten stehen etwa noch auf dem temporären Campingplatz in Ipsach an. Auf diesem finden während des Eidgenössischen Turnfests 20 000 Sportlerinnen und Sportler eine Übernachtungsmöglichkeit. Ipsach wird damit für einige Tage zum gröss­ten Zeltplatz der Schweiz. «Die At­mosphäre am See wird einzigartig», verspricht ETF-Direktor Frank Hofer. Den Bodenschutz aus über 12 000 Holzplatten haben Angehörige des Zi­vilschutzes und Mitarbeitende des Landschaftswerks bereits verlegt.

Die gigantischen Ausmasse des Eid­genössischen Turnfests demonstrieren weitere Zahlen: Fünf zur Verfügung stehende Sportanlagen mag nicht spektakulär klingen. Dass an diesen Schauplätzen 60 000Turnerinnen und Turner aus 2300 Vereinen auftreten, hingegen schon. Gut 300 000 Wettkampfminuten sind in den insge­samt sieben Wettkampftagen ge­plant – das entspricht 5000 Stunden oder 210 Tagen.

Auch die Region See und Gaster sorgt am ETF für reichlich Einsatzminuten. Über 550 Teilnehmer werden als Einzelkämpfer und/oder als Mit­glied innerhalb der Vereinswettkämp­fe die Reise nach Biel antreten. Die grösste regionale Delegation stellt der STV Eschenbach mit rund 180 Teil­nehmern. Die Eschenbacher werden ihr Können quer durch die ganze Dis­ziplinenpalette demonstriere. Auf eine dreistellige Delegation bringt es mit seinem Turnverein und den verschiedenen Riegen auch der STV Kaltbrunn. Jeweils über 50 Teil­nehmer stellen der STV Benken, der TV Schanis und der TV Goldingen. Auch in diesen Gemeinden hat der Tumsport eine weit zurückreichende Geschichte, die mit dem ETF 2013 um ein neues Kapitel erweitert wird. Et­was kleiner sind die Aufgebote des TV Goldingen, des TV Schmerikon und des TV Uznach. Diese Vereine werden primär in den Vereinswettkämpfen eingreifen.

Turnen ist immer noch beliebt

In den Städten ist es für die Turnver­eine wegen der Vielzahl an alternati­ven Freizeit Möglichkeiten zuneh­mend schwieriger geworden, die Leu­te fürs Turnen zu begeistern. In den ländlichen Gebieten geniesst das Tur­nen nach wie vor eine grosse Popula­rität. Hier nehmen Turnvereine bei der Möglichkeit einer bewegungsintensi­ven Freizeitbeschäftigung eine wichti­ge Funktion ein. Dies beweisen mit ih­ren Teilnehmerzahlen am Eidgenössi­schen Turnfest 2013 auch die Turnver­eine aus der Region. Sie gehören in­nerhalb des St. Galler Turnverbands dem Kreisturnverband Toggenburg an. Diesem steht mit Thomas Hofstetter ein junger Benkner als Präsident vor.

 

 

Mit Thomas Hofstetter sprach Bernhard Camenisch

Thomas Hofstetter, wie gross sind bei Ihnen wenige Tage vor dem Eidgenössi­schen Turnfest Vorfreude und Anspan­nung?

Thomas Hofstetter Als Athlet freue ich mich auf ein ganz besonderes Fest. Weil es nur alle sechs Jahre stattfindet, bin ich erst zum zweiten Mal dabei. Als Verbandspräsident ist die Anspan­nung relativ gering, weil wir als Ver­band nicht aktiv in Biel auftreten.

Bedeutet dies, dass sich Ihre Aufgaben im Vorfeld nicht gehäuft haben?

Nein. In meiner Funktion als Ver­bandspräsident muss ich keine spe­ziellen Vorbereitungen treffen. Den einzigen offiziellen Auftritt in Biel ha­be ich beim Festumzug am 22 Juni. Dort ist der St. Galler Turnverband in­klusive seiner Kreisverbände präsent.

In welchem Rahmen sind Sie während des Turnfests sonst im Einsatz?

Am ersten Wochenende bin ich Kampfrichter in den Wettkämpfen der Einzel-Leichtathleten. In der zweiten Woche nehme ich am Donnerstag mit dem STV Benken im Vereinswett­kampf und am Tag darauf in der Leicht­athletik teil. Nach dem Festumzug ste­hen noch Rangverkündigungen und Schlussfeier auf meinem Programm.

Welche Bedeutung hat das Eidgenössi­sche Turnfest für Sie?

Das ist ein absolutes Highlight für je­den Athleten. Es ist mit 60 000 Teil­nehmern aus der ganzen Schweiz das Turnfest schlechthin. Somit ist auch das Drumherum ganz anders als an kleineren Turnfesten.

Wie ist der rein sportliche Stellenwert einzuschätzen?

Bei den Einzelturnem ist der Wett­kampf mit sehr viel Prestige verbun­den. Für die einzelnen Vereine hat ein Turnfestsieg aus den eigenen Reihen grosse Bedeutung. Ein gutes Ab­schneiden ist deshalb schon ein Ziel. Weil das Eidgenössische Turnfest pri­mär ein Breitensportanlass ist, wer­den Vereinserfolge von aussen aber nicht besonders wahrgenommen.

 

 

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