Das ewig lange Warten auf die Bestätigung des Triumphs

Von Pascal Büsser – Die Südostschweiz am 18. Juni 2013

Patrick Bächtiger hat am Eidgenössischen Turnfest in Biel den grössten Triumph seiner Laufbahn gefeiert. Bis der Sieg im Sechskampf gegen 800 Konkurrenten feststand, musste der 22-jährige Eschenbacher aber zwei Tage lang zittern.

Die Nerven von Patrick Bächtiger wurden auf eine harte Probe gestellt. Zwei ganze Tage musste er auf die Bestätigung seines Triumphes warten. An Freitagabend wusste er: „Mir ist ein super Wettkampf gelungen.“ Doch reicht es am Ende zum Sieg? Die Zeichen verdichteten sich im Lauf des Wochenendes zusehends. Immer wieder informierte sich Bächtiger über den Stand der Klassierungen. „Das hat fast mehr Energie gekostet als der Wettkampf selbst.“

Erste Gratulationen wurden ausgesprochen. Doch Bächtiger konnte sich seiner Sache nicht sicher sein. Dann, am Sonntagabend um halb zehn, war es endlich amtlich. Bächtiger ist der Gewinner des Sechskampfs am Eidgenössischen Turnfest in Biel. Keiner der 800 Konkurrenten hatte sich noch vor ihn schieben können.

Bereits vor sechs Jahren siegreich

Die Familie war bereits informiert, als ihr neuer Champion in Eschenbach eintraf. Zu Hause konnte Bächtiger im Rahmen eines Nachtessens endlich die Korken knallen lassen. „Ich bin total happy“, sagte der 22-jährige am Tag danach. So ganz gefasst hat er en grössten Triumph seiner Aktivkarriere noch nicht. „Dafür brauche ich wohl noch zwei, drei Tage“, mutmasst er.

Bereits bei letzten eidgenössischen 2007 in Frauenfeld, hatte der damals 16-jährige den Fünfkampf bei den Junioren gewonnen. Der Triumph im Sechskampf in Biel bei den Aktiven ist nochmals um einiges höher einzustufen. Daher stellt die Tatsache, dass es für die Sechskämpfer wegen der langgezogenen Wettkampfdauer keine Siegerehrung gab, einen besonderen Wehrmutstropfen dar. Bächtiger weiss noch nicht, auf welchem Weg ihm die Goldmedaille ausgehändigt wird.

Die Freude über seine Leistung mag dieser Umstand allerdings nicht zu trüben. In allen sechs Disziplinen hat Bächtiger – angefeuert von Freundin Martina und unterstützt von Trainer Werner Dieziger – seine Leistung abgerufen. Über 100 Meter mit 11,13 Sekunden gar eine neue persönliche Bestzeit aufgestellt.

Dabei hatte er seine Bestmarke von 2011 schon eine Woche zuvor in Langenthal um 14 Hundertstel auf 11.24 verbessert. Und damit seinen Teil zum Aufstieg der LG Obersee in die Nationalliga C beigetragen.

Langer Aufbau nach Verletzung

Damit es ihm am Bielersee zum Sieg reicht, damit hat Bächtiger nicht gerechnet. Dass er gut in Form ist, und die Zeit in Langenthal kein Zufallsprodukt war, das wusste er aber. Denn hinter ihm lieg ein langer und intensiver Formaufbau. Im September 2011 hatte er sich beim Arge-Alp-Cup im Joner Grünfeld schwer verletzt. Nach einem Misstritt im Ziel riss er sich im rechten Fuss Innen und Aussenbänder, der Knochen splitterte ab.

Im letzten Jahr bestritt er deshalb kauf Wettkämpfe. Umso früher kümmerte sich der Sprintspezialist zusammen mit Trainer Werner Dieziger um den Formaufbau. Mindest vier Einheiten pro Woche absolvierte er in den letzten Monaten. Für längere Einheiten tat er sich auf der 400m Bahn im Grünfeld mit seinem Bruder Mario, dem Eschenbacher Mittelstreckenspezialisten, sowie Hugo Santacruz von der LG Obersee zusammen. Sprittrainings absolvierte er meist alleine, da entsprechende Trainingspartner in der Region Mangelware sind. Neben seinem Achzig-Prozent-Job in einem Sportgeschäft plus einer Weiterbildung versucht er sich so oft wie möglich dem Training zu widmen.

Auch im Turnverein ambitioniert

Aufgrund seiner starken Form werden für Bächtiger sogar die Schweizermeisterschaften über 100m und 200m wieder zum Thema. Zuerst steht aber mit dem STV Eschenbach am Wochenende der dreiteilige Vereinswettkampf in Biel auf dem Programm. Auch dort sind Bächtiger und Kollegen top motiviert und streben einen Spitzenplatz an.

Der Teamgedanke ist bei Turnen fest verankert. Am Sonntag unterstützte Bächtiger etwa die Eschenbacher Nachwuchs Katja Saxer, die es auf den starken 6. Rang im Vierkampf der Juniorinnen schaffte.

Genächtigt wird am nächsten Wochenende in der Turnhalle oder im Zelt. Nur vor dem Sechskampf am letzten Freitag hatte sich Bächtiger ein Hotelzimmer gegönnt, um sicher zu schlafen. Eine Entscheidung die sich wegen des Sturms am Donnerstagabend als – im wahrsten Sinne des Wortes – goldrichtig erwiesen hat.

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